-->

Kann der Corona-Sommer rentabel sein?

29. Mai – Tag der Wiedereröffnung? So manch ein Hotelier steht vor der Entscheidung, ob wirklich geöffnet werden soll.
Ab wann rechnet sich das Aufsperren? Welchen Mindestumsatz brauche ich? Was heißt „es rentiert sich“? Das waren die Fragen, die sich die Teilnehmer des laufenden 5. Lehrgangs der Direktoren-Geschäftsführer-Akademie (DiA) im neu errichteten Online-Klassenzimmer gestellt haben. 


Die Öffnung der Grenzen zumindest innerhalb unserer wichtigen Herkunftsmärkte steht fest. Die Einschätzung der Nachfrage-Entwicklung bleibt ein Blick in die Kristallkugel. Also her mit dem Rechenstift und schätzen, rechnen, schätzen, rechnen….

Teilabdeckung der Fixkosten als Mindest-Ziel

Eines vorweg: bei einer geschätzten Auslastung von 30-40% und sogar bei der optimistischsten Schätzung von 50% ist in kaum einem Betrieb die schwarze Null in den kommenden Sommermonaten zu erreichen. Aber Fixkosten fallen auch im geschlossenem Hotel an. Da stellt sich die Frage, wie hoch ist der Anteil der Fixkosten, den ich mit dem geplanten Sommergeschäft abdecken könnte? Also wenn ich z.B. € 100.000 Fixkosten habe und ich € 50.000 abdecken kann: dann ist der Rucksack, den ich in die nächste Saison schleppen muss, nur mehr halb so schwer – also die „halbe Miete“ gewonnen.

Fixe und variable Kosten rücken jetzt ins Rampenlicht 

Der Schlüssel für die Berechnung ist die Aufteilung in fixe und variable Kosten. Fixe Kosten sind generell unabhängig von der Auslastung. Fixe Kosten haben nicht allzu viele Einsparungsmöglichkeiten. Dies können zum Beispiel die Verschiebung von Reparaturen, Kündigung von Mitarbeiter-Wohnungen oder Durchforsten und Kündigen von nicht unbedingt notwendigen Wartungsverträgen sein. Variable Kosten sind von Haus aus ja auslastungsabhängig wie zum Beispiel Wareneinsätze, Provisionen, Teile der Energie und Reinigungskosten. Die Mitarbeiter-Kosten werden dabei komplett extra behandelt (siehe unten).

Aber sehen wir uns mal 2 konkrete Beispiele an!

Beispiel 1: 4*-Hotel mit 120 Betten

mit einem RevPOB (=Logis-Erlös je Betten-Nächtigung) von € 60,-
Es wurden alle Kosten inkl. Abschreibungen und Zinsen (also bis zum DB IV) berücksichtigt.

Fazit: Das Beispiel zeigt sehr schön, dass von den € 250.000 Fixkosten, die ohnehin anfallen würden, bei 30% Auslastung immerhin € 110.000 abgedeckt werden. So ist der oben beschriebene Rucksack, der in der nächsten Saison zu tragen ist, zumindestens weniger schwer!

Beispiel 2: 3*-Hotel mit 50 Betten und a-la-carte-Restaurant

mit einem RevPOB (=Logis-Erlös je Betten-Nächtigung) von € 42,-
Es wurden alle Kosten inkl. Abschreibungen und Zinsen (also bis zum DB IV) berücksichtigt.


Fazit: Hier decken beide Szenarien die Fixkosten bei weitem nicht ab, wobei vorausgeschickt werden muss, dass in den Fixkosten rund € 120.000,- Abschreibungen inkludiert sind, die die Liquidität nicht belasten. Zieht man die Abschreibung bei der Berechnung mit 50% Auslastung ab, bleibt nur eine geringe Nicht-Deckung von € 10.000.

Mitarbeiter-Kosten sind sehr genau auszurechnen: der Stellenplan ist jetzt das A&O

In den Berechnungen in der DiA werden die Mitarbeiterkosten komplett separat behandelt und weder den fixen noch variablen Kosten zugeordnet. Warum? Weil wir der Meinung sind, dass man sich im Stellenplan jeden einzelnen Monat genau ansehen und je nach Auslastungserwartung jede Abteilung und jeden Mitarbeiter (Kurzarbeit bedenken!) genau planen und gewohnte Prozesse radikal neu denken muss.

Gewohnte Prozesse radikal neu denken

Noch nie hatten wir in einer Hochsaison eine so geringe Auslastungs-Erwartung. Nun heißt es besonders kreativ zu sein und abseits der gewohnten Pfade zu denken. Welche Abläufe müssen ab sofort um 180 Grad geändert werden? Zum Beispiel muss man in der Küche bei Spitzenauslastung für vielleicht nur wenige Tage auf vorproduzierte Speisen, neue Garmethoden wie Sous-vide oder Block Menü (oder andere Lieferanten) zurückgegriffen werden. Man hört, dass diese Produkte besser sind als ihr Ruf. Denn letztendlich geht es um die Reduktion von Mitarbeiter-Stehzeiten und -Kosten.

Das finden Sie spannend?

Gerne senden wir Ihnen 2 Beispiele von Stellenplänen nach Auslastungsgraden zu. Einfach Mail an office@generatio.at

Übrigens: der nächste Lehrgang der Direktoren-Geschäftsführer-Akademie startet am 23. September 2020 – Restplätze sind noch verfügbar!